Standseilbahn: Von Loschwitz zum Weißen Hirsch
Seit 1895 führt die Dresdner Standseilbahn vom Ortsteil Loschwitz in den höher gelegenen Ortsteil Weißer Hirsch. Anfangs sollte mit dieser Strecke lediglich eine Verbindung zwischen dem Stadtzentrum und dem neu gegründeten Villenviertel Weißer Hirsch geschaffen werden. Dieser Stadtteil war nach dem Bau eines Sanatoriums zum bekannten Kurort avanciert.
Heute hat sich die Standseilbahn zu einer bedeutenden touristischen Attraktion in Dresden etabliert. Schon die Bahn selbst, die seit 1984 unter Denkmalschutz steht, ist einen Blick wert. Die landschaftlich reizvolle Umgebung macht die Fahrt mit der Standseilbahn zu einem besonderen Erlebnis. Während der Auffahrt schlängelt sich die Bahn durch eine malerische Natur, zwei kurze Tunnelstrecken und über ein 102 Meter langes Brückenviadukt. Die zwei Wagen sind durch ein Zugseil miteinander verbunden und werden von der stationären Fördermaschine angetrieben.
Geschichte und Technik der Standseilbahn
Die beiden Wagen der Standseilbahn fertigte die Waggonbau Bautzen GmbH während der Rekonstruktion 1993/1994 komplett neu. Äußerlich unterscheiden sie sich kaum von ihren Vorgängern. Sie sind jedoch größer und verfügen über zwei Gepäckabteile für Kinderwagen, Rollstühle und Fahrräder. Die Wagen sind in ihrer Bauart der mittleren Neigung des Streckenprofils angepasst. Ihre Radsätze haben auf der einen Seite einen Doppelspurkranz, auf der anderen Seite jedoch nur eine spurlose Walze. Weil der eine Wagen auf der linken und der andere auf der rechten Seite den Doppelspurkranz hat, fahren beide Wagen an der Ausweiche auf ihrem Gleis, ohne dass die Weiche bewegliche Teile besitzt. Während der letzten Wartung vom 15. Juni 2020 bis 28. Juni 2021 wurde die Standseilbahn umfangreich saniert und erstrahlt nun in neuem Glanz.
Balkentausch auf dem Viadukt
Die Brückenbalken des 102 Meter langen Viadukts, auf denen die Schienen montiert sind, wurden in 26 Jahren Liegezeit besonders durch die Witterung beansprucht. Der Austausch der bis zu sechs Meter langen 136 Balken fand in teilweise luftiger Höhe von 15 Metern statt. Sie bestehen aus imprägniertem Spezialholz. Rutschsichere Glasfaser-Carbon-Gitter ersetzen die alten hölzernen Laufwege neben den Schienen. Oberhalb des Burgbergtunnels wurde zudem die Stützwand saniert und rückverankert.
Antriebsmotor und Zugseil
Der mit Gleichstrom betriebene Motor war für mehrere Wochen zur Überholung in einer Chemnitzer Spezialwerkstatt und erhielt zusätzliche Sensoren zur Temperaturüberwachung.
Das alte Zugseil lag seit 1997 auf und war am Ende seiner Nutzungsdauer angekommen. Das neue wurde überwiegend in Handarbeit aufgelegt und soll knapp 40 Jahre halten. Es ist 610 Meter lang, 38 Millimeter stark, wiegt 5,6 Kilogramm pro Meter und besteht aus sechs Litzen mit je 25 Drähten. Es kann zwei voll besetzte Wagen der Standseilbahn sicher bewegen. Die neue Schmieranlage dämpft die Fahrgeräusche der Bahn für Fahrgäste oder Anwohner und verlängert die Lebensdauer des Seils.
Neues Betriebskonzept
Bisher konnte die Standseilbahn nur von der Bergstation aus gesteuert werden. Mit dem neuen Funktionsgebäude ist dies jetzt auch von der Talstation aus möglich. Dafür wurde die Steuerung komplett umgebaut. Angepasst an die geänderte Gesetzgebung dürfen beispielsweise nur noch halogenfreie Kabel verwendet werden. Die garantieren einen besseren Brandschutz als die alten PVC-Kabel. Auch eine blendfreie LED-Beleuchtung im Innenraum gehört zur neuen Ausstattung. Für Passagiere mit reduziertem Hörvermögen werden optische Informationen im Innenraum zur Verfügung stehen. Das dient im Havariefall zur Orientierung. Bisher genügte eine Lautsprecherdurchsage. Deshalb bekommen die Wagen einen Monitor im Fahrgastraum, auf dem im Normalfall geschichtliche oder touristische Informationen zu sehen sind.
Zudem hat der Bahnsteig einen rutschsicheren Belag bekommen, es wurden die Wagenbatterien getauscht, die Spurkranzschmieranlage zur Reduzierung der Fahrgeräusche eingebaut, die große Panoramascheibe ausgetauscht und die Schienen abgeschliffen.
Kurz und knapp
- Bauart: Standseilbahn mit Abt'scher Ausweiche
- Betriebsart: Pendelbetrieb mit unbesetzten Wagen
- Stationen: Talstation in Loschwitz, Bergstation am Weißen Hirsch
- Streckenlänge: 547 Meter
- Höhenunterschied: 95 Meter
- Minimale Neigung: 9,5 Prozent
- Maximale Neigung: 29,0 Prozent
- Spurweite: 1000 Millimeter
- Zugseil: 610 Meter lang, 38 Millimeter im Durchmesser
- Antriebsleistung: 199 Kilowatt
- Fördermaschine: zwei starr gekuppelte Treibscheiben
- Beförderungsleistung: 630 Personen pro Stunde und Richtung
- maximale Fahrgeschwindigkeit: 4 Meter/Sekunde
- Fahrzeit: 5 Minuten
Ein Ausflug mit der Standseilbahn lohnt sich!
Revisionstermine
Damit die Standseilbahn zuverlässig ihren Dienst verrichten kann, muss sie zweimal pro Jahr einer Revision unterzogen werden. Es gelten dafür folgende Sperrzeiten:
- Herbstrevision: 18.11.2024 bis 29.11.2024
- Frühjahrsrevision: 24.3.2025 bis 4.4.2025
- Herbstrevision: 17.11.2025 bis 28.11.2025
Genießen Sie den Zauber des Elbhangs hautnah! Die Bergstation bildet den idealen Ausgangsort für einen Spaziergang durch das Villenviertel am Weißen Hirsch. Ein Fußmarsch entlang der bekannten Plattleite oder die Suche nach einem gemütlichen Café oder einem schmackhaften Restaurant offenbart dabei die künstlerischen Bauwerke ihrer bekannten Besitzer. Möchten Sie mehr über Standseilbahn erfahren, können Sie sich an Wochenenden und Feiertagen von unseren sachkundigen Mitarbeitern die Antriebstechnik und die historische Bahnstromversorgung der Standseilbahn nach vorheriger Anmeldung erläutern lassen.
Barrierefreiheit
Die Standseilbahn ist für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen aufgrund der vorliegenden Hanglage bedingt barrierefrei erreich- und nutzbar. Dies allerdings mit kleinen Einschränkungen bzw. Besonderheiten: Zu beachten ist die Türbreite von 77 cm und die Restschwellen sowie -spalten zwischen Bahnsteig und Standseilbahn. Die Bergstation weist einen Restspalt von 8 cm auf und in der Talstation variiert die Restschwelle zwischen 0 cm an der bergseitigen und 10 cm an der talseitigen Türseite. Im Mehrzweckabteil können max. zwei Rollstühle pro Wagen und Richtung befördert werden.
Bei Bedarf steht das DVB-Personal selbstverständlich für Hilfeleistungen bereit und kann auch über eine Klingel oder Sprechanlage am Bahnsteigzugang extra beordert werden.
Auch rund um die Bergstation gibt es viel zu entdecken!
Probieren Sie doch mal unseren neuen Kultur-Rundgang am Weißen Hirsch oder unsere Geocaching-Tour von der Standseilbahn zur Schwebebahn aus.
Kultur-Rundgang an der Standseilbahn
Nehmen Sie sich die Zeit, mit einem kleinen Bummel das Villenviertel Weißer Hirsch zu erkunden! Mit unserem neuen Kultur-Rundgang erfahren Sie nicht nur allerlei Anekdoten, sondern entdecken kulturhistorisch und architektonisch interessante Plätze, herrschaftliche Anwesen, Weinberghäuser und beeindruckende Villen! Der Rundweg dauert rund eine halbe Stunde.
Sie erhalten den Flyer „Rundgang an der Standseilbahn“ kostenlos zum Mitnehmen an den Stationen der Dresdner Bergbahnen oder hier zum Download.
Geocaching-Tour von der Standseilbahn zur Schwebebahn
Freuen Sie sich darauf, zwischen der Standseilbahn und Schwebebahn auf geheimnisvolle Geocaching-Tour zu gehen. Bei der modernen Variante der guten alten Schnitzeljagd leiten Sie Koordinaten von einer Bergstation zur anderen. Unterwegs gibt es an verschiedenen Punkten kleine Rätsel zu lösen und natürlich einen Schatz, den sogenannten Cache, zu finden. Ein Highlight für Jung und Alt!
Download
Sie benötigen nur eine Geocaching-App auf Ihrem Smartphone oder ein GPS-Gerät, unser Heft „Geocaching-Tour von der Standseilbahn zur Schwebebahn“, einen Stift, festes Schuhwerk und viel Freude am Rätseln und Wandern.
Das Heft erhalten Sie hier zum Download oder kostenfrei zum Mitnehmen an unseren Bergbahnstationen. Möchten Sie ohne zu Rätseln zwischen den Bergstationen wandern und die Gegend genießen, können Sie sich gern mithilfe unseres Wander-Tracks navigieren lassen. Dazu laden Sie sich die GPX-Datei auf Ihr Handy, öffnen diese mithilfe einer der gängigen Outdoor-Apps und schon kann es losgehen.
Hoch hinauf zum „Balkon Dresdens“
Nach der fünfminütigen Auffahrt mit der Standseilbahn zum Weißen Hirsch befinden Sie sich direkt gegenüber des Restaurants Luisenhof, welches am 24. März 2018 von der Familie Rühle wiedereröffnet wurde. Gönnen Sie sich eine kleine Auszeit und genießen Sie auf der Terrasse des Restaurants den Blick über die Stadt und das Elbtal, denn nicht ohne Grund wird der Luisenhof auch „Balkon Dresdens“ genannt.
Für Ihr Leibliches Wohl wird mit klassisch-moderner Küche, immer frisch und am liebsten regional gesorgt. Abgerundet wird das Angebot mit einer Auswahl an regionalen Kuchen und Torten, ausgesuchten Weinen und dem faszinierenden Blick über das Dresdner Elbtal.
Weitere Informationen: www.luisenhof-in-dresden.de