Entscheidung über Kürzungen vertagt
13.02.2025 | Unternehmen

Im Dezember 2024 hat unser Aufsichtsrat beschlossen, das Verkehrsangebot um ca. 10 Prozent zu reduzieren. Es fehlen derzeit ca. 18 Millionen Euro von Bund und Land, die durch Sparmaßnahmen – also Kürzungen im Angebot – kompensiert werden müssen. Sowohl die Entscheidung über den Haushalt der Stadt Dresden als auch über Kürzungen unseres Angebotes standen am 12. Februar 2025 auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung.
Das Ergebnis: Über den Doppelhaushalt 2025/2026 werden die Stadträte erst in der nächsten Sitzung am 20. März entscheiden. Auch die geplanten Angebotskürzungen stehen dann erneut auf der Tagesordnung. Damit wird es nicht wie in der ursprünglichen Planung ab dem 1. April zu Angebotsreduzierungen kommen.
Um die Verschiebung zu finanzieren, beauftragten die Stadträte den Oberbürgermeister, unserem Unternehmen finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.
Diese Kürzungen standen bisher im Raum
Überblick
Diese Angebotskürzungen könnten drohen (Arbeitsstand vom 15. Januar 2025):
- Linie 73: wird ersatzlos eingestellt
- Linie 76: wird ersatzlos eingestellt
- Fähre Niederpoyritz/Laubegast: wird ersatzlos eingestellt
- Fähre Johannstadt/Neustadt: wird ersatzlos eingestellt
- Alita: wird ersatzlos eingestellt
- Bergbahnen: werden nur in den Sommermonaten betrieben
- Linie 87: endet bereits in Tolkewitz statt Striesen
- Linie 88: Taktreduktion von 15'-Takt auf 30'-Takt
- Linien 70/80: Taktreduktion von 20'-Takt auf 30'-Takt bei gleichzeitiger Einführung Linie E70 auf dem Abschnitt Trachenberge – Altcotta
- Linie 61: Taktreduktion zwischen Bühlau und Weißig von 10'-Takt auf 20'-Takt
- Linie 63: Taktreduktion zwischen Körnerplatz und Pillnitz von 10'-Takt auf 20'-Takt
- Linie 68: Taktreduktion zwischen Cossebaude und Friedrichstadt von 10'-Takt auf 20'-Takt und 60'-Takt nach Niederwartha
- Linie 74: Einkürzung Linienweg auf den Abschnitt Waldschlößchen – Jägerpark
- Linie 7: Taktreduktion zwischen Gorbitz und Pennrich von 10'-Takt auf 20'-Takt
- Linie 66: endet bereits in Altkaitz statt Mockritz
- Linie 81/478: Taktreduktion in der Hauptverkehrszeit von 20'-Takt auf 30'-Takt
- Linie 90: Taktreduktion von 20'-Takt auf 30'-Takt
- Linie 62: Taktreduktion auf 7,5'-Takt, zwischen Plauen und Dölzschen von 20'-Takt auf 30'-Takt
- Linie 6: Taktreduktion zwischen Laubegast und Niedersedlitz von 10'-Takt auf 20'-Takt
- Linie 13: endet tagsüber wieder in Mickten statt Kaditz
Geplante, aber bislang noch nicht umgesetzte Maßnahmen könnten nicht umgesetzt werden:
- Linie 61: Verzicht auf Rückkehr zum 5'-Takt Löbtau – Gruna
- Linie 64: Verzicht auf einen durchgängigen 10'-Takt bis Reick
- das Busnetz Süd-West wird nicht umgesetzt
Unternehmens-Statement
Es ist nicht unser Ziel, das ÖPNV-Angebot einzuschränken. Im Gegenteil, für eine echte Verkehrswende braucht es ein attraktives Angebot. Deutschlandweit ist der ÖPNV jedoch unverschuldet in eine schwierige finanzielle Situation geraten. Das von Bund und Ländern bestellte vergünstigte Deutschlandticket wird nicht auskömmlich gegenfinanziert, die Energie- und Kraftstoffkosten sind enorm gestiegen und die von der Inflation bedingte Tarifentwicklung trägt ihren Teil zum rasanten Anstieg der Kosten bei.
Angesichts der bisher fehlenden ausreichenden Finanzierung durch Bund und Land suchen wir gemeinsam mit der Stadt Dresden Lösungen, um das Linienangebot in der Landeshauptstadt so weit wie möglich aufrecht zu erhalten. Wir haben intern alles verbliebene Sparpotenzial identifiziert und auch die Stadt hat ihren finanziellen Beitrag zum ÖPNV noch einmal erhöht. Ob es trotzdem in Gänze zu den oben genannten Reduzierungen kommt, wird im Zuge der Haushaltsdiskussion im Stadtrat entschieden.
Antworten auf häufig gestellte Fragen
Warum wurden trotz Sparauftrag neue Straßenbahnen gekauft?
Unsere ersten Niederflurbahnen (NGT 6 DD) sind seit 1995 im Einsatz. Nach nun fast 30 Jahren beginnen diese zu altern. Ersatzteile sind auf dem Markt längst nicht mehr verfügbar, die Instandhaltung wird immer aufwendiger und teurer. Die Entscheidung neue Stadtbahnen zu kaufen, wurde bereits vor 10 Jahren getroffen, da die Alterungsprozesse (wie bei einem Auto) vorhersehbar sind.
Für einen funktionierenden, leistungsstarken und sicheren Nahverkehr ist die Investition in neue Fahrzeuge daher unabdingbar und zukunftsgewandt. Zudem konnte der Kauf neuer Stadtbahnen überwiegend aus Fördermitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie vom Freistaat Sachsen finanziert werden.
Warum wurden Stadtbahnen eingekauft, die nicht im ganzen Liniennetz fahren können?
Schon in den 1970er-Jahren war absehbar, dass die Kapazität der in Dresden verkehrenden Straßenbahn in Zukunft nicht ausreichen würde. Bereits seit dieser Zeit wurde das Straßenbahnnetz auf den Einsatz breiterer Fahrzeuge vorbereitet. Die Neubaugebiete Prohlis und Gorbitz wurden schon so ausgelegt. Nach dem Mauerfall nahm diese Entwicklung neue Fahrt auf. Heute sind bereits 80 Prozent des Netzes für die 2,65 m breiten Bahnen befahrbar. Das ist übrigens ein bundesweiter Standard für Stadtbahnwagen und keine Dresdner Besonderheit.
Unsere neuen Stadtbahnen können einige Linien wie die 2 oder 3 inkl. Umleitungsstrecken komplett befahren. Im Herbst folgt die Linie 9, die dann von Laubegast nach Kaditz verkehren wird. Es ist richtig, dass auf einigen Linien Engstellen bestehen. Gerade für die so nachfragestarke Linie 7 müssen wir noch auf den Ausbau der Königsbrücker Straße und eines Teils der Kesselsdorfer Straße warten. Diese Bauvorhaben sind von der Stadt Dresden und weiteren Entscheidungsträgern abhängig.
Warum wurden trotz Sparauftrag neue Diesel-Busse gekauft?
Viele unserer Busse hatten zum Teil über eine Million Kilometer Laufleistung erbracht und damit einen hohen Reparaturaufwand verursacht. Die Fahrzeuge sind nach 10 Jahren im Linieneinsatz völlig verschlissen und müssen ausgetauscht werden. Die neuen Busse sind moderner, wartungsarm und entsprechen der höchsten europäischen Abgasnorm. Sie wurden – wie unsere neuen Stadtbahnen – zum großen Teil durch Fördergelder aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mitfinanziert.
Warum wurden trotz Sparauftrag E-Busse gekauft?
Nach dem „Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge“, das die Vorgaben der europäischen „Clean Vehicles Directive“ in deutsches Recht überführt hat, sind wir heute in großen Teilen zum Kauf emissionsfreier Busse verpflichtet. Für die Beschaffung haben wir zudem Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sowie dem Sächsischen Wirtschaftsministerium (SMWA) erhalten.
Kann die DVB die Teilnahme am D-Ticket nicht beenden, wenn die Finanzierung ungeklärt bleibt?
Das ist nicht so einfach. Entsprechend seines Namens gilt das Deutschlandticket im gesamten Bundesgebiet. Touristen würden es nicht verstehen, wenn sie es in unseren Verkehrsmitteln nicht nutzen könnten. Das Deutschlandticket ist eigentlich ein richtig guter Ansatz, da es die Attraktivität des ÖPNV enorm steigert und die Benutzung vereinfacht. Was fehlt, ist eine auskömmliche Finanzierung. Diese fordern wir, ebenso wie viele andere Verkehrsunternehmen in ganz Deutschland, von Bund und Ländern ein.
Warum ist Geld für neue Wartehäuschen da?
Die Fahrgastunterstände an unseren Haltestellen sind Bestandteil eines Vertrages zwischen der Stadt Dresden und einer Stadtmöblierungsfirma. Die Firma darf dort Werbung machen und stellt dafür die Häuschen auf eigene Kosten auf. Wir als DVB und natürlich unsere Fahrgäste profitieren von den Unterständen. Aber wir bezahlen die neuen Wartehäuschen nicht.
Warum sucht die DVB immer noch nach neuen Mitarbeitern, obwohl in der Zeitung von einem Einstellungsstopp zu lesen war?
Trotz drohender Angebotskürzungen und interner Sparmaßnahmen geht es bei der DVB natürlich weiter. Die Fahrzeuge müssen weiterhin repariert, Baumaßnahmen koordiniert und der tägliche Betrieb fortgesetzt werden. Nicht jede Stelle kann eingespart werden, wenn die jeweilige Fachkraft in Rente geht oder das Unternehmen verlässt. Dennoch schauen wir intern genau hin, ob eine Neubesetzung aktuell gerechtfertigt ist.
Was wird aus den laufenden Bauvorhaben oder Instandhaltungsmaßnahmen?
Bereits bestehende Baumaßnahmen (z. B. auf der Wehlener und Österreicher Straße) oder bereits bewilligte und dieses Jahr startende (z. B. Lübecker Straße) werden durchgeführt. Baumaßnahmen werden häufig Jahre im Voraus geplant und die Baufirmen beauftragt. Trotz Sparauftrag müssen und werden wir weiter an Projekten festhalten, die für die Dresdner Infrastruktur dringend notwendig sind. Investitionen in die Infrastruktur können oft mit Fördermitteln oder Krediten finanziert werden. Das geht beim Linienangebot nicht.
Hat die DVB schlecht gewirtschaftet?
Nein. Der ÖPNV in Deutschland funktioniert nicht privatwirtschaftlich, sondern ist ein wichtiges Element der Daseinsvorsorge. Die Kommunen und Landkreise bestellen bei den Verkehrsunternehmen die zu erbringenden Leistungen und geben auch die Fahrpreise vor. Die bestellten Leistungen werden aber nur zum Teil mit den Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf gedeckt und müssen deshalb auch mit Zuschüssen von Bund, Land und Stadt bezahlt werden.
Die Kosten für Betrieb, Instandhaltung und Investitionen sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Sowohl die Fahrgeldeinnahmen als auch die Ausgleichszahlungen des Freistaats sind nicht in dem Maße gestiegen, um die gestiegenen Kosten vollständig zu decken. Die Stadt Dresden kann das Defizit aufgrund der klammen Kassenlage nicht ausgleichen. Wir sind mit diesem strukturellen Problem nicht allein in Deutschland.
Warum werden trotz Sparauftrag Eintrittskarten für Sportveranstaltungen und Messen verlost?
Die aktuell zu verlosenden Freikarten haben wir durch Kooperationen mit langjährigen Partnern erhalten. Wichtig ist dabei, dass wir kein Sponsoring betreiben, sondern uns diese Karten für unsere Kundschaft nur durch den Austausch von Leistungen, beispielsweise durch gegenseitige Werbung, zur Verfügung stehen. Solche Verträge mit unseren Partnern bestehen schon seit vielen Jahren. Solange diese noch Bestand haben, wollen wir unseren Fahrgästen die Freude an dem ein oder anderen Gewinnspiel machen dürfen.
Sollte die DVB nicht lieber auf die MOBIbikes und MOBI allgemein verzichten, um zu sparen?
Mit MOBIbike und MOBIcar bieten wir eine emissionsarme und flexible Art der Fortbewegung an, die nicht nur rege genutzt wird, sondern auch der Umwelt zugutekommt. Eine Beendigung der MOBI-Angebote würde mehr Menschen motivieren, wieder das eigene Auto zu nutzen. Im Falle des MOBIshuttles haben wir uns aufgrund der ausgelaufenen Förderung und der nennenswerten Folgekosten für das planmäßige Auslaufen des Projekts entschieden.
Jeder in den Aufbau der MOBIpunkte und die Stationierung der Fahrzeuge investierte Euro erzielt einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen von 1,80 Euro. Das hat eine im Rahmen des EU-Projektes „MAtchUP“ durchgeführte Studie zur Untersuchung des kommunalen Nutzens von Mobilitätsstationen in Dresden ergeben. Daraus geht hervor, dass durch die Nutzung der MOBI-Angebote in Dresden bereits heute jährlich 6.500 Tonnen CO2 eingespart werden. Das entspricht etwa dem Jahresausstoß von 2.900 PKW.
Auch die Effekte der Carsharing-Fahrzeuge lassen sich wissenschaftlich belegen. Anhand der Nutzungszahlen ließ sich nachweisen, dass deshalb 2.200 private PKW weniger auf Dresdens Straßen unterwegs sind. Das kommt einer Stellplatzreduzierung von insgesamt 11,5 Kilometern Länge gleich. Hierdurch reduziert sich der Parkdruck und die gewonnenen Flächen lassen sich anderweitig nutzen. Selbst die gesundheitlichen Aspekte, wenn Menschen mehr Rad fahren anstatt mit dem eigenen PKW, lassen sich quantifizieren. Alle Merkmale zusammen ergeben ein Verhältnis Aufwand zu Ertrag von 1 zu 1,8. Bei kontinuierlichem Ausbau der MOBI-Angebote wird bis 2030 sogar ein kommunaler Nutzen von 4,50 bis 5,30 Euro pro investiertem Euro prognostiziert.
Kommt die Tariferhöhung trotzdem, obwohl das Angebot runtergeschraubt wird?
Ja, die aus den beteiligten politischen Gremien bestehende Zweckverbandsversammlung des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) hat im letzten Jahr beschlossen, dass aufgrund steigender Kosten für Material und Energie eine Tarifanpassung zum 1. April 2025 notwendig ist. Die Einnahmen aus der Tariferhöhung kommen allen Verkehrsunternehmen im VVO zugute, um gestiegene Kosten wenigstens zu einem kleinen Teil auszugleichen.
Das reicht aber nicht, sodass der DVB-Aufsichtsrat aus Kostengründen zusätzlich eine Angebotsreduzierung um knapp 10 Prozent beschließen musste.
Wird es trotz Taktdehnungen noch Schülerverstärker auf ausgedünnten Linien geben?
Der Schülerverkehr hat für uns eine besondere Bedeutung und wir sind uns der Verantwortung bewusst, die wir hier tragen. Aktuell prüfen wir verschiedene Maßnahmen, um den Nahverkehr auch unter schwierigen Rahmenbedingungen bestmöglich zu gestalten. Sollte es zu Anpassungen kommen, legen wir großen Wert darauf, Lösungen zu finden, die den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht werden.
Wieso werden gerade Stadtteile wie Niederwartha, Cossebaude oder Weißig taktmäßig ausgedünnt?
Die Maßnahmen wurden sorgfältig ausgewählt, um die Auswirkungen auf unsere Fahrgäste so gering wie möglich zu halten. Dabei haben wir Fahrgastzahlen und die Auslastung der Fahrzeuge gründlich analysiert. Die betroffenen Strecken weisen eine geringere Nachfrage auf als andere Linien und das verbleibende Angebot ist ausreichend, um den Bedarf weiterhin zu decken. Leider machen uns die aktuellen finanziellen Rahmenbedingungen solche Überlegungen und Entscheidungen notwendig.
Warum argumentiert der VVO mit steigenden Einnahmen und Angebotsausbau im SPNV?
Die Mehreinnahmen des VVO stammen zum überwiegenden Teil aus der Fahrpreiserhöhung im Frühjahr 2023. Dem Angebotsausbau im SPNV liegt anders als beim ÖPNV ein Finanzierungsmodell über die sogenannten Regionalisierungsmittel des Bundes zugrunde. Diese fließen noch an den VVO, müssen aber für den geplanten S-Bahn-Ausbau auch angehoben werden.
Die Ausgleichszahlungen für die entgangenen Einnahmen durch das Deutschlandticket decken die notwendigen Produktionskosten im ÖPNV nicht vollständig. Zwar werden die Solleinnahmen anhand der verkauften Fahrausweise aus 2019 mit den Preisen von 2025 berechnet und um einen Verkehrsmengenfaktor von 3,9 % erhöht. Auch sind die Preissteigerungen seit 2020 enthalten, wobei für Tarifsteigerungen nach 2023 ein Deckel von 13,5 % gilt. Dennoch reichen diese Anpassungen nicht aus, um die stark gestiegenen Kosten in Bereichen wie Energie, Ersatzteilen, Baumaßnahmen und Personal zu kompensieren.
Gleiches gilt für das sächsische Bildungsticket, dessen Ausgleichszahlungen seit Jahren unverändert geblieben sind und somit ebenfalls hinter den realen Kostenentwicklungen zurückbleiben.