Digitalisierung und Vernetzung
Durch verschiedene Maßnahmen der Digitalisierung und Vernetzung wollen wir unseren ÖPNV zukunftssicher, umweltfreundlich und fahrgastorientiert gestalten. Dabei bieten sich vielfältige Potenziale, um die Mobilität im urbanen und ländlichen Raum zu verbessern und den Verkehr insgesamt effizienter und attraktiver zu machen.
Schon heute an morgen arbeiten
Mit dem Projekt „Multimodales Verkehrsmanagement der Landeshauptstadt Dresden“ als integrierter Bestandteil der Verkehrsmanagementstrategie der Stadt Dresden wurden bereits erste Maßnahmen umgesetzt, um eine modale Verkehrsverlagerung zum Umweltverbund sowie die Verstetigung des Fahrverlaufs von öffentlichen Verkehrsmitteln zu unterstützen. Die damit einhergehende Verringerung der Verkehrsleistung im motorisierten Individualverkehr (MIV) und das treibstoffsparende Fahrverhalten im ÖPNV tragen zur Reduzierung der verkehrsbedingten und umweltschädlichen Schadstoffemissionen in der Stadt bei.
Über die einzelnen Bestandteile des Gesamtprojekts können Sie sich hier informieren.
1. Qualitätsgerechte Ampel-Steuerung Moränenende
Zur Erhöhung der Pünktlichkeit wurden im Rahmen dieses Projektbausteins drei Lichtsignalanlagen (LSA) entlang des Streckenzugs Moränenende mit einer kooperativen und qualitätsgerechten Lichtsignalanlagensteuerung (QLSA) ausgestattet. Dazu wurden zunächst die Außenanlagen der LSA Moränenende/Breitscheidstraße, Moränenende/W.-Liebknechtstraße und Mügelner Straße/Moränenende ertüchtigt. Anschließend erfolgte die Überarbeitung der Steuerungen sowie die Ergänzung von Detektionstechnik, um die Verkehrslage des MIV umfassend zu erfassen und in die Steuerung einfließen zu lassen.
Zudem ist nun eine Kommunikation zwischen den LSA und unserem Fahrinformationssystem COSEL in den Fahrzeugbordrechnern möglich, wodurch das Fahrpersonal beim vorausschauenden und energiesparenden Fahren unterstützt wird. Dadurch können wir einen hohen Fahrkomfort für unsere Fahrgäste und einen umweltfreundlichen Fahrbetrieb sicherstellen.
2. Verbessertes Störungsmanagement
Im Ergebnis dieses Projektbausteins stehen der Betriebsleitstelle wesentliche Informationen zur MIV-Verkehrslage zur Verfügung. Diese Informationen können auf Streckenzügen mit Mischverkehr – also wo Straßenbahnen, Busse und MIV die Fahrbahn teilen – für manuelle und automatisierte Dispositionsempfehlungen genutzt werden. Zudem stellt das Straßenverkehrsmanagementsystem (VAMOS) die verfügbaren Kapazitäten von Parkierungseinrichtungen (u. a. für P+R-Parkplätze) bereit, welche sowohl für das multimodale Verkehrsmanagement als auch für die multimodale Verbindungsauskunft insbesondere im Störungsfall von großer Bedeutung sind.
3. Vernetzte Weiche
Nach Projektbeginn wurde zur Abschätzung geeigneter Technologien zunächst in enger Abstimmung mit der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB) eine Analyse der Sicherheitsintegritätsanforderungen für Signal- und Zugsicherungsanlagen gemäß BOStrab nach VDV-Schrift 331 durchgeführt. Darauf aufbauend wurden anhand einer Potenzial- und Netzanalyse sechs Einzelweichen in den drei Weichenkomplexen Infineon Süd, Infineon Nord und Georgplatz zur Erhöhung der Befahrungsgeschwindigkeiten ausgewählt.
Im Ergebnis des Teilprojekts konnten die Befahrungsgeschwindigkeiten von 15 km/h auf 30 km/h erhöht werden, wodurch eine spürbare Fahrzeiteneinsparung pro Weichenkonstruktion möglich ist. Dazu ist eine zeitgerechte Stellung der Weichenlage sowohl in der stumpfen als auch spitzen Befahrung erforderlich sowie die entsprechende Geschwindigkeitssignalisierung.
Die Verschleißmessung ergab keine nennenswerten zusätzlichen Verschleißerscheinungen aufgrund der erhöhten Befahrungsgeschwindigkeit. Die Technologie kann daher bei weiteren Weichenkonstruktionen im Zuge von Neu- und Ausbauvorhaben angewandt werden.
4. Konsistente Fahrgastinformation
Zur Sicherstellung einer konsistenten Fahrgastinformation im Falle von Betriebsstörungen wurde in diesem Arbeitspaket eine webbasierte Schnittstelle zu unserem Leitsystem geschaffen, sodass unserem Fahrpersonal und Servicepersonal die aktuelle Betriebslage über ein Tablet angezeigt wird. Dadurch ist das fahrgastnahe Personal in der Lage, vor Ort schnelle und qualifizierte Aussagen über die Art und den Umfang von Verkehrsstörungen sowie über die eingeleiteten Gegenmaßnahmen zu treffen. Um eine praktikable Nutzung in Bahn und Bus während des Haltestellenaufenthalts zu ermöglichen, wurden fahrzeugflottenweit Halterungen und Komponenten zur Energieversorgung verbaut.
Der Einsatz des Tablets erlaubt zudem die Digitalisierung und Beschleunigung zahlreicher Prozesse mit Bezug zum Fahrdienst. Zum einen verkürzt die digitale Meldung von Fahrzeugschäden die Reparatur- bzw. Ausfallzeiten von Fahrzeugen. Zum anderen ermöglicht die digitale Erfassung und Meldung von Fundsachen in vielen Fällen eine schnelle Rückgabe der verlorenen Gegenstände.
5. Fahrgastinformation der Zukunft und emissionsreduzierter Busbetrieb
In diesem Projektbaustein wurden 37 unserer neusten Busse sowie ein Test-Bus mit neuen Bordrechnern und dem Fahrinformationssystem COSEL ausgestattet. Bei der Bordrechnerbeschaffung lag der Fokus auf den Anforderungen einer zunehmenden Vernetzung zwischen der Leitstelle, unseren Fahrzeugen, der Verkehrsinfrastruktur, den Fahrgästen und anderen Verkehrsteilnehmern. So wurde erstmals die Kommunikation zwischen Bordrechner und einzelnen Peripheriegeräten, wie dem automatischen Fahrgastzählsystem (AFZS), vom schmalbandigen Kommunikationsstandard (Wagenbus-VDV300) auf die neue, performante Kommunikationsarchitektur IBIS-IP (VDV301) umgestellt. Aufgrund der positiven Projektergebnisse wurden noch im Jahr 2023 die ersten Straßenbahnfahrzeuge mit vergleichbaren Bordrechnern und Datenschnittstellen im Rahmen eines weiteren Projekts ausgerüstet.
Neben der Bordrechnerausrüstung wurden in diesem Teilprojekt auch Analysen zu Funkempfangsreichweiten zukünftiger C-ITS-Dienste auf Basis von IEEE802.11p (ETSI G5) durchgeführt. Dazu wurden Dienst- bzw. Linienfahrzeuge mit V2X-OBUs ausgestattet, um die Konnektivität zwischen ÖV-Fahrzeug und Verkehrsinfrastruktur unter verschiedenen Randbedingungen (Sichtverbindung, Antennenausrichtung etc.) zu überprüfen. Die gemessenen Funkreichweiten im urbanen Umfeld von 100 m bis 1000 m geben Aufschluss über die Einsatzmöglichkeiten und -grenzen von C-ITS zur Beeinflussung von Lichtsignalanlagen und dienen als Grundlage für den mittelfristig geplanten flächendeckenden Einsatz von C-ITS bei der DVB AG und der Landeshauptstadt Dresden.
Förderung
Die vorgestellten Maßnahmen wurden im Rahmen des Gesamtprojekts „Multimodales Verkehrsmanagement der Landeshauptstadt Dresden“ gemeinsam mit der Stadt Dresden umgesetzt. Insgesamt wurden 5,3 Millionen Euro investiert. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur förderte das Projekt mit 2,7 Millionen Euro. Weitere 1,3 Millionen Euro wurden durch das Landesamt für Straßenbau und Verkehr Sachsen bereitgestellt.